Vorstands-Statement zur Lage der GKV

Vorstands-Statement

Zur Lage der GKV und den Konsequenzen für die gesetzlich Versicherten

Werte Versicherte, Leserinnen und Leser!

Haltung zeigen, Stellung beziehen, klare Aussagen treffen – das sind Dinge, die wir in der Politik zuletzt des Öfteren schmerzlich vermisst haben. Ich will es hier, an dieser Stelle, als Vorstand der BKK PwC, aus gegebenem Anlass anders machen. Denn die Lage der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ist so angespannt wie selten zuvor.

Ein Blick hinter die Kulissen

Was jahrelang durch nachhaltiges, vorausschauendes Wirtschaften und weitsichtig aufgebaute Rücklagen seitens der Krankenkassen abgedämpft werden konnte, trifft nun die Versicherten in ganz Deutschland mit Wucht – in Form von Kosten. Auch, aber leider nicht nur, durch steigende Zusatzbeiträge.

Denn es geht im Gesundheitswesen um sehr viel Geld. Um diese Dimension einmal zu verdeutlichen, an dieser Stelle eine Prognose des GKV-Schätzerkreises – bestehend aus Expertinnen und Experten des Bundesministeriums für Gesundheit, des Bundesamtes für Soziale Sicherung und des GKV-Spitzenverbandes – zur Höhe der Einnahmen, Ausgaben sowie Versicherten- und Mitgliederzahlen der Gesetzlichen Krankenversicherung für die Jahre 2024 und 2025:

Schätzergebnis 2024

  • Einnahmen des Gesundheitsfonds: 284,2 Mrd. Euro, einschließlich des regulären Bundeszuschusses von 14,5 Mrd. Euro, rund 96 Mio. Euro für zusätzliche Aufwendungen im Bereich Kinderkrankengeld sowie einer Zuführung aus der Liquiditätsreserve von rund 3,1 Mrd. Euro
  • Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds: betragen unverändert 283,5 Mrd. Euro.
  • Voraussichtliche Ausgaben der Krankenkassen 2024: 319,7 Mrd. Euro prognostiziert.

Schätzergebnis 2025

  • Einnahmen des Gesundheitsfonds: 294,7 Mrd. Euro, einschließlich des regulären Bundeszuschuss in Höhe von 14,5 Mrd. Euro
  • Ausgaben der Krankenkassen im Jahr 2025: 341,4 Mrd. Euro.

Sie sehen hier eine erschreckende voraussichtliche Diskrepanz zwischen Zuweisungen und Ausgaben in Höhe von 36,2 Milliarden Euro in 2024 und sogar 46,7 Milliarden Euro für das Jahr 2025. Daraus ergibt sich eine Erhöhung des rechnerischen durchschnittlichen Zusatzbeitragssatzes um 0,8 Prozentpunkte auf 2,5 %.

Wie konnte es so weit kommen?

Das fragen sich aktuell viele Bürgerinnen und Bürger, nun, da sie unmittelbar die Konsequenzen am eigenen Geldbeutel spüren. Wie so oft gibt es darauf jedoch nicht die eine, einzige Antwort. Vielmehr sind die finanziellen Mehrbelastungen eine Summe aus verschiedenen Faktoren. Steigende Kosten in der medizinischen Versorgung, ausbleibende staatliche Zahlungen und die politische Ausrichtung der vergangenen Jahre haben zu Kostenexplosionen geführt. Die wichtigsten Treiber hierbei sind:

  • Krankenhausversorgung: Die Vergütung von Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräften wurde angehoben – ein überfälliger Schritt, der jedoch die stationäre Versorgung deutlich teurer macht. Die Ausgaben der Krankenkassen für den stationären Sektor steigen Schätzungen zufolge in 2025 auf über 100 Milliarden Euro.
  • Ambulante Versorgung: Auch hier steigen die Ausgaben beträchtlich, da Honorare und Personalkosten gestiegen sind. Durch die Entbudgetierung für Kinder- und Jugendärzte etwa können diese künftig Rechnungen ohne Preisdeckelung stellen. Es steht zu erwarten, dass weitere Arztgruppen folgen – oder dies zumindest ebenfalls für sich einfordern – werden.
  • Fehlende Bundesmittel: Die Bundesregierung bleibt Zahlungen für Bürgergeldempfänger in Höhe von rund 10 Milliarden Euro schuldig – ein Betrag, den die Krankenkassen tragen müssen, obwohl die Zuständigkeit eigentlich bei der Politik liegt.
  • Die Nachwirkungen der Pandemie: In den vergangenen Jahren hat die Politik zu häufig auf das Motto gesetzt: „Kipp Säcke voller Geld drüber, dann löst sich das Problem“. Was aber mittelfristig ein großes neues Problem aufgemacht hat – nämlich, woher dieses Geld kommt. Dazu gleich mehr. Halten wir an dieser Stelle fest: Die genannten Geldsäcke sind leer – und einen Goldesel hat in der Zwischenzeit leider auch niemand auftreiben können.

Als Resultat daraus erhöhen praktisch alle gesetzlichen Krankenkassen zum Jahreswechsel den Zusatzbeitrag. Manche sogar bereits zum wiederholten Mal innerhalb eines Jahres. Selbst wir als BKK PwC, die drei Jahre lang nicht ein einziges Mal erhöht hat, musste dieses Mal mitziehen, wenn auch vergleichsweise moderat.

Der Zusatzbeitrag steigt. Bundesweit. Aber … warum eigentlich?

Eine provokante Frage, zugegeben. Aber berechtigt – und in der öffentlichen Debatte viel zu selten gestellt. Denn, was nur wenigen bewusst ist: Der Zusatzbeitrag ist eigentlich nur ein Instrument, das den Krankenkassen helfen soll, ihre Ausgaben zu decken, wenn das Geld aus den Zuweisungen des Gesundheitsfonds nicht ausreicht. Nun haben wir aber eine eskalierende Kostensituation, die kassenübergreifend alle trifft. Hier wäre der einzig folgerichtige Weg gewesen, anstelle des Zusatzbeitrages den allgemeinen Beitragssatz anzuheben, der Stand jetzt bei 14,6 % liegt. Und da wird es interessant! Denn: wäre das passiert, hätte die Regierung dies beschließen müssen. So jedoch hat die Politik den „schwarzen Peter“ Beitragserhöhung einfach an die Kassen weitergereicht– zulasten der Versicherten und Arbeitgebenden. Ein Weg, den sie nebenbei seit geraumer Zeit verfolgt Fazit: Der allgemeine Beitragssatz von 14,6 % wurde bewusst nicht erhöht, obwohl dies aus gesamtpolitischer Sicht sinnvoll gewesen wäre. Dieses Vorgehen ermöglicht es der Politik, die Diskussion von sich wegzulenken. Ein Trauerspiel, eine Dreistigkeit, oder einfach nur perfide? Urteilen Sie selbst.

Für gewöhnlich außergewöhnlich …

… und das ist die gute Nachricht, agieren wir als BKK PwC auch in dieser herausfordernden Zeit: Unser Zusatzbeitrag bleibt trotz aller Herausforderungen deutlich unter dem Durchschnitt von 2,5 % und damit weiterhin attraktiv bei 2,08 %. Als exklusive Krankenkasse setzen wir zugleich bewusst weiterhin ohne Abstriche auf außergewöhnliche Leistungen und Mehrwerte, die sich in einer erstklassigen medizinischen Versorgung, innovativen digitalen Angeboten und persönlichem Service widerspiegeln, darunter:

  • Exklusive Verträge mit hochwertigen Facharztpraxen und Kliniken, die Ihnen schnellere Termine garantieren.
  • Digitale Angebote wie Online-Doktor-24 oder den Online Hautcheck, die Diagnosen und Beratungen erleichtert und Ihnen Termine binnen 48 Stunden verschaffen
  • Zusätzliche Leistungen in den Bereichen Prävention, Fitness und Schwangerschaft, die weit über den gesetzlichen Rahmen hinausgehen.

Die Gretchenfrage …

… für die GKV allgemein lautet davon abgesehen aktuell mehr denn je: Was ist uns Qualität in der Gesundheitsversorgung wert? Klar ist, die steigenden Zusatzbeiträge belasten alle gesetzlich Versicherten. Und doch sind diese Schritte notwendig, um die Gesundheitsversorgung auf dem aktuellen Niveau zu halten und – per se guten – medizinischen Fortschritt zu fördern und allen, die ihn benötigen, zugutekommen zu lassen. Man darf dabei schlicht nicht übersehen, dass die GKV kein „Tischlein deck dich“ ist, sondern dass steigende Kosten auch steigende Beiträge bedeuten, wenn wir Qualität und Zugang erhalten wollen. Wäre die GKV nicht über Jahre gezwungen worden, Reserven abzubauen – der damalige Gesundheitsminister Spahn hat das berüchtigte „Krankenkassen sind keine Sparkassen-Credo geprägt – sähe die Lage anders aus.

… und ein Ausblick

Jedoch, trotz aller Unwägbarkeiten und politischen Schnelllebigkeit macht es Sinn, vorauszublicken. Wir können es als gesetzt betrachten, dass die GKV auch in den kommenden Monaten mit nie dagewesenen Herausforderungen umgehen muss. Wer auch immer neue Gesundheitsminister/in wird, muss sich anschauen, wie man der dramatischen Finanzsituation entgegensteuern kann. Es wird spannend sein, zu sehen, was dabei alles auf den Prüfstand kommt. Wie schnell – und ob – wichtige strukturelle Änderungen kommen, bleibt in vielen Punkten ungewiss. Was klar ist: Eine gesicherte Finanzierung ist für alle gesetzlichen Krankenkassen elementar, um ihre Aufgaben erfüllen zu können. Schafft die Politik diese nicht, werden wir alle noch stärker abwägen müssen, was uns exzellente Versorgung und Gesundheit, gerade auch im Alter, wert sind.

Wir als BKK PwC haben hier einen ganz klaren Stand. Für uns zählt, unseren Versicherten jederzeit die bestmögliche Versorgung zu ermöglichen. Dafür stehen wir – mit unserer Leitlinie „für gewöhnlich außergewöhnlich“, und mit allem, was wir tun. Das war so. Das bleibt so. Und zumindest das ist sicher.


Lars Grein
Vorstand der BKK PwC

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Veröffentlicht: 28.11.2024 - Aktualisiert: 23.12.2024