Wunderheilung trifft auf Wissenschaft

Fakten über den Placebo-Effekt

Der Placebo-Effekt sorgt dafür, dass Medikamente ohne Wirkstoff bei uns wirken – nur, weil wir daran geglaubt haben. Was nach Hokuspokus klingt, ist seit Jahren wissenschaftlich bestätigt und wird ständig weiter erforscht. Wann der Placeboeffekt greift und wie sein böser Bruder – der Nocebo-Effekt – wirkt.

So wirkt der Placeboeffekt

Der Placeboeffekt ist eines der größten Wunder des menschlichen Geistes. Um den Effekt eines Medikaments zu erforschen und seine Wirkung wirklich auf das Medikament zurückzuführen, werden zwei Gruppen verglichen. Die eine Gruppe bekommt das Medikament mit Wirkung, die andere Gruppe erhält ein Placebo – ein Scheinmedikament, das dem echten Medikament in Aussehen und Geschmack gleicht, ohne dessen Wirkstoffe zu enthalten.

Hier zeigt sich, dass sich die Symptome in der Gruppe, die das eigentlich wirkungslose Medikament erhält, überraschenderweise auch verbessern. Im Gehirn werden durch das Scheinpräparat genau die gleichen Botenstoffe aktiviert, die durch Medikamente mit Wirkstoff ausgeschüttet werden. Der Effekt ist also keine Einbildung, sondern beruht tatsächlich auf einem körperlichen Effekt, der die Selbstheilungskräfte des Körpers anstößt.

Die Macht der Erwartung

Der Placeboeffekt zeigt, wie stark Menschen sich und ihren Körper durch den Glauben und die Einstellung beeinflussen können: Erwartungen oder bisherige Erfahrungen lösen eine positive Wirkung aus, obwohl keine aktive medizinische Behandlung stattgefunden hat. Das Wohlbefinden verbessert sich, das Schmerzempfinden und weitere medizinische Symptome können sich dadurch verringern. Das lässt sich zum Teil auf körperliche Lerneffekte zurückführen, die zuvor mit „echten“ Medikamenten gemacht wurden. Vor allem bei Menschen mit Schmerzen, Angstzuständen oder Depressionen ruft oft allein die positive Erwartung starke Placebo-Reaktionen hervor. Je stärker der Glaube an ein Placebo, desto stärker wirkt auch der Placeboeffekt.

Die Kehrseite

Der Effekt wirkt jedoch auch in die andere Richtung. Wird vor Einnahme eines Präparats über mögliche Nebenwirkungen aufgeklärt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese auch eintreten, viel höher. Die Menschen bekommen aufgrund ihrer negativen Erwartungshaltung Beschwerden – auch bei einem eigentlich wirkungslosen Scheinmedikament. Hier wirkt der Noceboeffekt. Auch in unserem Alltag tritt er häufiger auf, als uns bewusst ist. Schweißausbrüche und Herzrasen, noch bevor eine Situation überhaupt eingetreten ist, entstehen aufgrund einer negativen Erwartungshaltung.

Den Placeboeffekt für sich nutzen

Wir wissen nun, dass eine negative Haltung zu unerwünschten Effekten führen kann – aber ebenso durch eine positive Erwartungshaltung entsprechende Effekte eintreten können. Dieses Wissen kann man für sich nutzen: Wenn man sich selbst dazu ermutigt, an sich und sein Können zu glauben, und eine positive Erwartungshaltung gegenüber seinen Zielen hat, verändert sich das eigene Verhalten. Wer an sich glaubt, fokussiert sich auf seine Stärken und zeigt eher Verhaltensweisen, die zum Ziel führen. Die selbstbewusste und positive Ausstrahlung, die der Glaube an den eigenen Erfolg mit sich bringt, wirkt anziehend auf andere Menschen, was wiederum neue Kontakte knüpfen lässt.

So „heilen“ Sie durch den Placeboeffekt

Machen Sie sich die Macht der positiven Erwartung zu Nutze! Grundsätzlich gilt: Alles, woran Sie glauben, kann dazu beitragen, dass es besser wird. In unserer heutigen Internetkultur, in der sich jeder selbst zum Experten oder zur Expertin mit Google-Diplom erklärt, wird es immer schwieriger, sich davon nicht beirren zu lassen.

Unser Tipp

Recherchieren Sie nicht alles komplett durch, sondern machen Sie das, was sich für Sie gut anfühlt.

Die Liste der Hausmittelchen, die für verschiedene Leiden empfohlen werden, ist lang:

  • Zwiebelwickel bei Entzündungen
  • Essigsocken bei Fieber
  • Quarkwickel bei Kopfschmerzen und Entzündungen
  • Salbeitee bei Halsschmerzen 
  • Arnika-Globuli gegen Schmerzen

Für manche Hausmittel-Wirkungen können wissenschaftlichen Belege herangezogen werden, für andere nicht. Da jedoch keine ernsthaften Nebenwirkungen zu befürchten sind, bleiben sie im schlechtesten Fall einfach wirkungslos - im besten Fall wirkt jedoch die Placebo-Magie und Ihr Zustand verbessert sich.

Kinder sind durch ihre leichte Beeinflussbarkeit noch besonders offen für Placebos. Folgende Tricks können Sie anwenden, um Ihrem Kind schnell und einfach Linderung zu verschaffen:

Heilende Puste

Wenn Ihr Kind sich eine leichte Verletzung zuzieht, pusten Sie den Schmerz einfach weg. Kinder glauben fest daran, dass Mama und Papa diese Macht besitzen - und der Schmerz lässt tatsächlich nach.

Zauber-Pflaster

Wenn Ihr Kind sich das Knie aufgeschlagen hat, reicht Pusten oft nicht mehr aus. Kleben Sie ein Pflaster mit dem Motiv des Lieblingshelden auf die Schramme. Im Nu tut sie nicht mehr weh.

Magische Medizin

Bei Bauchschmerzen können Sie Ihrem Kind einen Löffel kalten Tee mit etwas Zucker als „Bauchweh-Medizin“ geben, ein Löffel Zitronenwasser vertreibt als „Kopfweh-Medizin“ ganz schnell die Kopfschmerzen.

Das Wunder der Zuwendung

Oft hilft alleine die Anteilnahme anderer dabei, dass wir uns besser fühlen. Aufmerksames, zugewandtes Verhalten und das Ernstnehmen der eigenen Probleme sorgt für Linderung unserer Schmerzen - egal ob körperlich oder mental.

Sicherheit ausstrahlen

Treten Sie mit Selbstvertrauen auf und vermitteln Sie Ihrem Kind Sicherheit. Wenn es spüren kann, in guten Händen zu sein, vergehen Schmerzen schneller wieder.

Rückwärts-Effekt beachten!

Sorgen verschlimmern

Schmerzen können sich durch ausgesprochene Befürchtungen und Sorgen auch verschlimmern - insbesondere bei Kindern. Achten Sie daher auf Ihre Reaktion, wenn Ihr Kind sich verletzt oder Schmerzen hat.

Hinweis

Diese Ideen sollten für die kleinen Alltags-Wehwehchen eingesetzt werden. Bei ernsten Beschwerden sollte natürlich ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden.

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Veröffentlicht: 01.03.2023 - Aktualisiert: 27.03.2024